Wann fängt bei Konflikten die Gerüchteküche an zu kochen?

Konflikte gehören zum Leben, wie weinen und lachen. Es gibt kein Leben ohne Konflikte. Wir sind geprägt durch unsere Biographie und Lebenserfahrung. Wie sind Ihre Selbstbeobachtungen ausgefallen? Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen. Heute der 13. Teil in der Reihe darüber, was passiert, wenn die Gerüchteküche anfängt zu kochen.

Im vorigen Blog haben wir darüber nachgedacht, was geschieht, wenn Konkurrenzdenken gegenüber Kooperationsdenken gewinnt. Heute bewegen wir uns eine Stufe weiter auf der Eskalationstreppe. In der Teeküche brodelt es. Tina sagt mit gedämpfter Stimme zu Karin: „Hast Du gesehen, was sie heute wieder anhat?“ (gemeint ist die Kollegin Christa, mit der Tina im Dauer-Konflikt steht) Tina weiter: „Wenn sie glaubt, auf diese Weise beim Chef Eindruck machen zu können und ihre Fehler damit vertuschen zu können, dann ist sie auf dem Holzweg, die kriegt doch gar nichts richtig hin. Hast Du die letzte Präsentation gesehen? So ein großer Mist.“ Karin stimmt in diese Litanei mit ein. Tina findet in ihr eine Anhängerin in ihrem Kampf gegen Christa. Die beiden verbreiten schlechte Stimmung sehen nur noch Negatives an Christa und verbreiten diese Ansicht in der Abteilung.

Sich selbsterfüllende Prophezeiungen

Egal, was Christa präsentiert, anzieht oder sagt, die Gefolgschaft von Tina sieht nur Fehler und Negatives. Das Bild von Christa hat sich verfestigt. Aus dieser einseitigen Sicht werden „sich selbst erfüllende Prophezeiungen“. Die inneren Bilder über Christa haben sich so einzementiert, dass nach jeder Handlung die Gegenseite sich anschaut und nickt in dem Wissen, „haben wir doch gewusst…, haben wir doch schon vorher gesagt…, war doch klar, dass dabei nichts Gutes herauskommt. Bei Christa und ihren Anhängerinnen sieht das nicht anders aus. Auch hier wird getuschelt, vermutet und schlecht über Tina gesprochen. Es bleibt kein gutes Haar an ihr und auch sie kann in den Augen der Gegnerinnen nichts mehr richtig machen.

Tina und Christa wissen immer im Voraus, dass die Aufgabe von der anderen nicht gut gelöst werden wird. Und sie sehen die Ergebnisse dann auch nur aus dieser Perspektive. Da wird jeder chancenlos. Die vorhergedachte Idee oder Vermutung geht in Erfüllung – die sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Was tun als Teamleitung?

Wenn sich Konflikte auf diese Weise verhärtet haben, dann ist auf jeden Fall Hilfe von außen angesagt. Mit Appell, gutem Zureden oder Mitarbeiter- oder Teamgesprächen kommen Sie als Leitung nicht mehr weiter. Jetzt brauchen Sie unbedingt den Blick und die Unterstützung von außen. Denn auch Ihnen als Chef wird auf dieser Konfliktebene Parteilichkeit unterstellt und auch Ihr Handeln wird oft im Ergebnis schon negativ vorausgesehen. Externe Unterstützung kann zum Beispiel heißen:

  • Supervision für das gesamte Team,
  • Coaching oder Supervision für die beiden Konflikthennen zunächst allein, später mit dem Team gemeinsam,
  • zunächst ein Mediationsverfahren und dann Teamentwicklung.

Die externe Unterstützung bleibt möglichst neutral und ist allparteilich. Das kann helfen, das Konfliktknäuel aufzurollen und das „schiefgewickelte“ neu aufzuwickeln. Dazu braucht es allerdings Zeit, denn auch der bestehende Konflikt ist nicht an einem Tag bis auf diese Ebene gelangt.

Kleiner Tipp

Versuchen Sie auf dieser Eben nicht mehr allein die Lösung zu finden. Hier ist tatsächlich besser, jetzt zu anderen Mitteln zu greifen. Damit sind noch nicht disziplinarische oder arbeitsrechtliche Schritte gemeint, dazu ist es noch zu früh. Auf dieser Eskalationsebene kann mit externer Unterstützung noch einiges bewegt werden.

Denksportaufgabe #13

Und hier die Denksportaufgabe für die kommenden vierzehn Tage. Für Sie als Teamleitung ist wichtig:

Überprüfen Sie die Wahrnehmung bei sich selbst.

  • Welche Brille haben Sie im Konflikt auf?
  • Können Sie noch mit Anstand auf die Situation schauen?
  • Oder sind Sie auch schon mit verwickelt?

Schauen Sie sich selbst doch einmal über die Schulter – was Sie bei sich selbst feststellen und halten Sie Ihre Selbst-Beobachtungen fest.

Mehr zur Frage: Wohin sind Sie geraten, wenn Konflikte auf offener Bühne ausgetragen werden, lesen Sie im nächsten Blogbeitrag. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem: interessante Selbst-und Teambeobachtungen.

Mit konstruktiven Grüßen aus Wuppertal

Ihre Sabine Wengelski-Strock

 

Weitere Beiträge der Reihe:

  1. K wie Konflikt
  2. Warum lieben manche die Harmonie und andere das Kampfgetümmel?
  3. Wie frei sind wir eigentlich in Konfliktsituationen?
  4. Wissen Sie eigentlich, wofür Konflikte gut sind?
  5. In welchen Situationen geraten wir in Konflikt mit uns selbst?
  6. Wieso geraten wir immer wieder mit anderen Menschen aneinander?
  7. Um was geht es eigentlich im Konfliktfall?
  8. Was passiert in Konflikten auf dem Tisch und was passiert unter dem Tisch?
  9. Kennen Sie die Konflikteskalationstreppe?
  10. Was geschieht, wenn Standpunkte sich verhärten?
  11. Wann sehen wir nur noch „schwarz-weiß“ bei Konflikten?
  12. Einfühlungsvermögen geht verloren