Die Methode World Café schafft mit wenig Aufwand und professioneller Anleitung einen sicheren Raum, um ganz unterschiedliche Sichtweisen auf ein Thema und die unterschiedlichen Herangehensweisen an ein Thema voneinander kennenzulernen. Oft dient ein World Café einer ersten Bestandsaufnahme oder eröffnet einen längerfristigen Diskussions- und Entwicklungsprozess.
Im World Café können Verhaltensmuster, Ziele und Zusammenhänge erkannt werden. Über die Anerkennung der unterschiedlichen Sichtweisen lassen neue kooperative Handlungswege etablieren. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit genau hinzuhören, zu hinterfragen, konstruktiv zu diskutieren gemeinsam an Lösungsideen zu arbeiten. Kurz gesagt: Menschen werden über gezielt Fragestellungen konstruktiv miteinander ins Gespräch gebracht.
Der wichtigste Aspekt liegt darin, möglichst alle Betroffenen zu Wort kommen zu lassen, gemeinsame Ziele und Strategien zu finden und dadurch Engagement und Bereitschaft zur Mitwirkung an den Veränderungsprozessen in ihrem Sinne zu wecken.
World Café fördert Selbstentwicklung, Selbststeuerung und Selbstorganisation und macht den Vorteil der Gruppenarbeit sichtbar und die Stärke der Gruppe erlebbar.
Ablauf
Ein World Café dauert etwa 45 Minuten bis drei Stunden. Die Teilnehmer stehen oder sitzen im Raum verteilt an kleinen Tischen mit vier bis maximal sechs Personen. Die Tische sind mit weißen, beschreibbaren „Papiertischdecken“ (oftmals Flipchart-Papier) und Stiften bzw. Markern ausgestattet. Die Moderatorin führt in die Arbeitsweise ein, erläutert den Ablauf und weist auf die Verhaltensregeln, die Café-Etikette, hin. „Gastgeber oder Tischverantwortliche“ an den Tischen sorgen für die inhaltliche Verknüpfung der Erkenntnisse aus den unterschiedlichen Diskussionsrunden.
Im Verlauf werden zwei oder drei unterschiedliche Fragen in aufeinander folgenden Gesprächsrunden von 15 bis 45 Minuten an allen Tischen bearbeitet. Zwischen den Gesprächsrunden mischen sich die Gruppen neu. Die beschriebenen Tischdecken werden zwischen den Gesprächsrunden aufgehangen und so allen Teilnehmenden zugänglich gemacht. Das World-Café schließt mit einer Reflexionsphase ab.
Fragestellung
Die richtigen Fragen führen im World Café zum Erfolg. Deshalb wird der Entwicklung dieser Fragen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Fragen dienen als Einstieg ins Thema. Sie sind einfach formuliert, offen gestellt, haben einladenden Charakter und sollen auf das Gespräch neugierig machen.
In der Dramaturgie sollen die Fragen auf einander aufbauen:
- Die erste Frage hat öffnenden/sammelnden bzw. analytischen Charakter, um alle Informationen und Ideen zu einem Themenfeld zusammentragen,
- die zweite Frage ist dann eher engführend und handlungsorientiert gestellt, z.B. „Was müssten wir heute beschließen, um XY zu erreichen?“
Auswertung
In den Tischgesprächen entstehen viele Ideen, Erkenntnisse und konkrete Vorschläge . Um diese Vielfalt wieder zusammenzuführen, gibt es mehrere bewährte Vorgehensweisen, beispielsweise:
- „Botschafter“ der einzelnen Tische fassen die wichtigsten Ergebnisse ihres Tisches zum Schluss stichwortartig zusammen. Oder ein Reporter geht von Tisch zu Tisch und sammelt Eindrücke ein.
- Aushängen aller Tischdecken in einer „Ergebnisgalerie“ und Priorisierung der wichtigsten Aussagen mit Klebepunkten
- Am Ende nehmen Führungskräfte und Vertreter des Unternehmens oder der Organisation Stellung: sie sichten und kommentieren die Ergebnisse
- Die einzelnen Tische schreiben in der letzten Diskussionsrunde ihre „drei wichtigsten Handlungsempfehlungen“ auf Moderationskarten; anschließendes Clustern der Ergebnisse auf einer Pinnwand.
Rolle der Gastgeber und Tischverantwortlichen
Die Gastgeber, achten auf eine offene, klare und freundliche Atmosphäre. Sie fassen die Kerngedanken und wichtigsten Erkenntnisse der Runden kurz zusammen. Im Verlauf des Gesprächs sorgen sie dafür, dass sich alle beteiligen können und dass wichtige Gedanken, Ideen und Verbindungen von allen auf die Tischdecken geschrieben und gezeichnet werden.
Nutzen und Einsatzmöglichkeiten
World Café eignet sich hervorragend um:
- unterschiedliche Sichtweisen zu einem Thema zusammenzuführen, z.B. bei anstehenden Veränderungsprozessen.
- innerhalb kurzer Zeit einen Handlungsplan zu entwerfen.
- gemeinsam Strategien zu entwickeln
- bereits erarbeitete Vorschläge zu diskutieren und zu verbessern .
- im Rahmen von Projekt-Kick off oder Abschluss oder bei der Erhebung von
Ist–Ständen oder Zwischenständen.
Die Vernetzung der Teilnehmenden untereinander ist ein bedeutsamer Nebeneffekt, der durch die bunt gemischten Gesprächsrunden praktisch nebenbei entsteht.