„Wieso ärgere ich mich eigentlich so sehr über den Kollegen?“ fragte ein Einzelsupervisand in einer Sitzung. Der Kollege sei ganz nett, er käme auch ganz gut mit Ihm aus, aber immer wieder entstünden Situationen, die ihn kolossal ärgern würden. Eigentlich Kleinigkeiten. Nachdem der Supervisand eine Weile darüber gesprochen hatte, fragte ich nach: „haben Sie eine Idee, womit Ihr Ärger zu tun haben könnte?“ Schweigen. Ich kannte den Supervisanden länger. Daher erschien mir die Erzählung des Supervisanden so, als würde er über sich sprechen. Über die kleinen Marotten, die er an sich selbst nicht ausstehen kann. So sagte ich: „mir scheint, der Kollege ist Ihnen ähnlicher, als Ihnen lieb ist“. Irritation. Der Supervisand reagierte halb ärgerlich halb belustigt: „Was Sie da sagen…“. Weil eine stabile supervisorische Arbeitsbeziehung im Laufe der Zeit entstanden war, konnte der Supervisand diese Intervention auf sich wirken lassen und sich damit konstruktiv auseinandersetzen.
21. Dezember – Supervisorischer Adventkalender: „Was ich schon immer mal fragen wollte“
