In der Supervision eines Jugendamtsteams wird folgende Szene vorgestellt: Der Sozialarbeiter hat eine Klientin, die häufig mit großer Aggression zu Gesprächen erscheint. Auch diesmal ist es so. Die Klientin stürmt den Flur entlang und stürzt mit vielen Beschimpfungen das Büro des Sozialarbeiters. Der Raum ist klein und eng, da wirkt die Situation für beide Beteiligten schnell bedrohlich und droht zu eskalieren. Die Frage: Wie lassen sich solche Situationen so gestalten, das weniger Zuspitzung entsteht?
Auch in diesem Fall wirkt die Anteilnahme der Kolleg*innen unterstützend. Erst wiederholt sich die Zuspitzung in der Gruppe. Das Jugendamt muss besser gesichert sein, Zwischentüren fehlen, ein Sicherheitsdienst muss präsenter sein und und und…die Ideen sprudeln. Dann lässt sich die Perspektive auf die vorhandenen Rahmenbedingungen lenken. Wie können die Sozialarbeiter*innen mit den vorhandenen Mitteln den Rahmen gestalten. Auch hier entwickeln sich schnell Handlungsideen: mit solchen Klienten immer den Besprechungsraum nutzen, er ist großer und lässt mehr Platz zum ausweichen und schlimmstenfalls zum Flüchten; im Voraus mit Kollegen Absprachen treffen, mal nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist; mit Klienten, von denen bekannt ist, dass sie „schnell aus dem Hemd springen“ nur Termine zu Zeiten verabreden, wenn noch andere Kolleg*innen im Hause sind.
Dann können andere Aspekte in den Blick genommen werden: Wie kann sich der Sozialarbeiter gut auf ein Gespräch vorbereiten, wenn er weiß, dass die Klientin ihre Impulse nicht so gut steuern kann? Ist es klüger, so ein Gespräch zu zweit zu führen? Gibt den Moment der Empathie mit der Klientin und Ihrer Erregung? All diese Suchfragen tragen dazu bei, einen differenzierten Blick auf die Szene zu bekommen und neue Handlungsimpulse zu entwickeln.