Was geht digital, was braucht den direkten Kontakt?

Vieles scheint normal geworden zu sein, seit die Corona Pandemie weite Teile unseres Alltags bestimmt: Abstand halten, Maske tragen, kein Händeschütteln, Videokonferenzen, noch mehr E-Mails.

Ich frage mich in diesen Tagen: Was geht digital, was braucht den direkten Kontakt?

Mein Berufsalltag mit Supervision, Coaching und Organisationsberatung ist geprägt vom direkten Kontakt. Menschen kommen zu mir oder ich gehe in die Unternehmen und Organisationen.  Ich freue mich, meine Kunden und Klienten zu sehen, mit Ihnen in der Supervision zu arbeiten und zu erleben, was sich durch die Reflexion umsetzen ließ und was weitere Bearbeitung in der Supervision braucht.

Seit Mitte März 2020 hat sich viel verändert. Ich dachte: viele können aus dem Stand auf Online-Formate umsteigen, so wie ich. Das war ein Irrtum, viele haben nicht die technischen Voraussetzungen dazu. Andere haben soziale Bedenken oder Einwände aus Datenschutzgründen. Natürlich fehlt mir auch der direkte Kontakt, bei Skype, Zoom o.ä. fehlen verschiedene Wahrnehmungs-Dimensionen. Das spüre ich auch. Dennoch bin ich überzeugt, dass Videoberatung eine sehr gute Alternative sein kann, wenn direkter Kontakt nicht möglich ist. Das ist meine Erfahrung, nicht erst seit es Corona gibt.

So sagte eine Kundin neulich: „Was für ein Glück, dass wir skypen können, jetzt bin ich wieder klarer in dem, wie ich vorgehen möchte“. So denke ich auch, besonders bei Einzelcoaching oder Einzelsupervision. Ein anderer Supervisand resümierte nach einer Video-Supervision: „das war ja wie eine richtige Sitzung bei Ihnen“.

Für Gruppen und Teams sind Videositzungen möglich und ein guter Kompromiss, allerdings stellen sich hier oft technische Probleme ein, besonders, wenn die Menschen ungeübt sind oder die Internetqualität gering ist. Die Vorgehensweise muss sich hier anpassen, es ist mehr Disziplin im Gespräch von Nöten, das entschleunigt einerseits, nimmt anderseits die spontane Reaktion weg. Hier freue ich mich, wenn möglichst viele Gruppen und Teams unter Wahrung der Abstandsregeln, wieder den direkten Kontakt zu mir nutzen können.

Fazit: Gerade, wenn sich Menschen noch nicht so gut kennen, erscheint mir der direkte Kontakt der Königsweg zu sein. Viele Organisationen stellen sich langsam auf Videokonferenzen um, das finde ich gut. Die Auswüchse von stundenlangen Videositzungen, so haben mir Kunden berichtet, gehören geprüft, ob das in der Form nötig ist.  So oder so: in Kontakt bleiben ist viel besser als nicht in Kontakt miteinander zu stehen.