GFK – Schon mal was von gewaltfreier Kommunikation gehört?

Was ist das eigentlich: GFK?

Konflikte gehören zum Leben, wie weinen und lachen. Es gibt kein Leben ohne Konflikte. Wir sind geprägt durch unsere Biographie und Lebenserfahrung. Heute erfahren Sie, welches andere Konzept es zum Umgang mit Konflikten gibt:

Gewaltfreie Kommunikation (GFK), dieses Konzept wurde von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Rosenberg wollte damit dazu beitragen, dass im Alltag, als auch in komplexen Konfliktsituationen friedliche Lösungen möglich werden. Sein Konzept basiert auf wertschätzender, einfühlsamer und verbindender Kommunikation.

Das Vorgehen erscheint zunächst sehr technisch, konstruiert oder kompliziert und viele Menschen glauben, dass sich gewaltfreie Kommunikation nicht im Alltag umsetzen lässt. Als Argument für das Konzept steht, dass Rosenberg damit oft in Krisenregionen dieser Welt unterwegs war und verfeindete Menschen wieder mit einander in ein konstruktives Gespräch gebracht hat.

Für mich ist die gewaltfreie Kommunikation mehr eine Haltung, die ich immer wieder einzunehmen versuche. Das gelingt mal mehr und mal weniger. Es ist ein lebenslanger Lernprozess. Das Konzept ermutigt dazu, sich immer wieder neu auf konstruktive Gesprächsführung zu justieren und einzulassen.

Empathie ist die Voraussetzung

Nach Rosenberg ist Empathie eine Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation. Für ihn ist die Form, wie Menschen miteinander kommunizieren, wesentlich für gelingende Kommunikation. Außerdem nimmt er an, dass Menschen unter freien Bedingungen empathisch auf andere Menschen zugehen. Sein Konzept der gewaltfreien Kommunikation soll helfen, sich ehrlich und klar auszudrücken und empathisch zuzuhören. In der GFK ist die Empathie in zwei Richtungen ganz wichtig. Neben der Einfühlung in eine andere Person ist auch die Selbstempathie wichtig, um Klarheit in einer Situation zu erhalten und damit zu ermöglichen, Strategien zu finden, die die Bedürfnisse auf allen Seiten erfüllen.

Das vier Schritte Modell

Die vier Schritte in Rosenbergs Konzept sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte:

  • Diesen Punkt kennen schon viele Menschen aus dem Geben von Feedback. Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu be-schreiben, ohne sie zu be-werten oder zu interpretieren oder alles zu vermischen. Die Bewertung von der Beobachtung zu trennen ist deswegen so wichtig, weil darüber das Gegenüber Klarheit erhält, worauf man sich bezieht.

Schon das ist gar nicht einfach, aber wir können es immer wieder üben.

  • Im nächsten Schritt geht es um die Selbstempathie. Denn die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das wir im Alltag oft gar nicht mehr wahrnehmen, obwohl es vorhanden ist. Dieses Gefühl ist auch im Körper wahrnehmbar und steht mit unseren Bedürfnissen in Verbindung.
  • Mit Bedürfnissen meint Rosenberg allgemeine Lebensqualitäten, die vermutlich jeder Mensch gerne hätte, wie zum Beispiel Sicherheit, Verständnis, Kontakt oder Sinn. Gefühle scheinen ein Gradmesser dafür zu sein, ob diese Bedürfnisse erfüllt werden oder eben nicht.
  • Aus dem Bedürfnis kann dann eine Bitte formuliert werden, die sich auf konkretes Handeln bezieht. Rosenberg unterscheidet zwischen Bitte (konkret) und Wunsch (allgemeiner). Die Bitte soll erfüllbar sein, deswegen so konkret wie möglich, dann haben sie auch mehr Chancen auf Erfolg. Rosenberg schlägt außerdem vor, Bitten in einer „positiven Handlungssprache“ zu formulieren – d. h. zu sagen, was man will, statt was man nicht will. Hinzu kommt seine Unterscheidung zwischen einer Handlungsbitte (beispielsweise darum, das Büro aufzuräumen) und einer Beziehungsbitte (beispielsweise darum die eigenen Empfindungen zu beschreiben).

Rosenberg fasst diese Schritte folgendermaßen zusammen:

„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“

a … Beobachtung; b … Gefühl; c … Bedürfnis; d … Bitte

Dieses formale Grundmodell ist für Rosenberg eine Art Hilfe für das eigene Aufmerksamkeitstraining.

In ganz schwierigen Konflikten, wenn Problemlösungen nicht im Gespräch zu erreichen sind, setzt Rosenberg den Begriff schützende Anwendung der Macht ein und meint damit Grenzen zu setzen und weitere Verletzungen zu verhindern, bevor man wieder in Kontakt treten kann.

Tipp

Lassen Sie sich nicht entmutigen. Es gibt wirklich darum, die eigene innere Haltung in kleinen Schritten zu verändern.

Denksportaufgabe #19

Versuchen Sie doch in den nächsten Wochen Ihre eigene Beobachtung zu trainieren und die Gefühle zu entdecken, die beim Beobachten entstehen.

Mit konstruktiven Grüßen aus Wuppertal

Ihre Sabine Wengelski-Strock