Konflikte gehören zum Leben, wie weinen und lachen. Es gibt kein Leben ohne Konflikte. Wir sind geprägt durch unsere Biographie und Lebenserfahrung. Wie sind Ihre Selbstbeobachtungen ausgefallen? Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen. Heute der 9. Teil in der Reihe darüber, wie Konflikte eskalieren können: die Konflikteskalationstreppe.
Ich bin Fan von Friedrich Glasl
Friedrich Glasl ist ein österreichischer Organisationsberater und Konfliktforscher. Er hat diese Eskalationstreppe durch seine Forschungen entwickelt. Für mich ist diese Treppe ein super gutes Instrument, um Konflikte zu identifizieren und besser verstehen zu können. Das hilft mir dann weiter bei meinen Überlegungen, was in diesem Konfliktfall weiterhelfen kann. Mit den nun folgenden Blogbeiträgen schauen Sie und ich uns Konflikte genau durch diese Brille an, damit die Praxis um Umgang mit Konflikten leichter wird.

By Benutzer:Sampi – Quelle: Glasl, 1994, S. 216, 218-219, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45956514
Win-win
Sie sehen, die Treppe untergliedert sich in drei Bereiche. Der erste Bereich der Konflikte bewegt sich noch in einem Rahmen, den die meisten Menschen noch gar nicht als Konflikt einstufen würden. Sie würden vielleicht sagen, wir haben eine Meinungsverschiedenheit oder wir haben einen kleinen Ärger, nichts Großes oder kaum der Rede wert. (Sie erinnern sich: die Definition von Konflikt heißt: Menschen haben unterschiedliche Interessen.) Diese Konflikte lassen sich in der Regel noch so lösen, dass alle Beteiligten mit dem Gefühl aus dem Konflikte gehen, sie haben etwas gewonnen und nicht verloren.
Win-lose
In dieser Phase wird es schon komplizierter. Da ist die Lösung nicht so leicht zu finden und es entsteht ein Machtgefälle. Es gibt Gewinner und Verlierer. Das kann für eine Führungskraft viel Fingerspitzengefühl erfordern, damit sich nicht unterschiedliche Lager in der Arbeitsgruppe bilden.
Lose-lose
Auf dieser Ebene geht es nur noch um Zerstörung. Wir alle kennen das Gefühl, so voller Wut zu sein, dass man am liebsten draufhauen, kaputtmachen möchte. In der Regel haben wir uns ganz gut im Griff und können solche Gefühle gut steuern. Ist der Emotionale Druck allerdings zu hoch, dann wird diese Kontrollfunktion außer Kraft gesetzt. Hier können am Ende nur Machtworte einer anerkannten Autorität helfen.
So weit soll es nicht kommen
Damit es gar nicht erst soweit kommt, dafür gibt es (unter anderem) diesen Blog.
- Sie schulen Ihre Aufmerksamkeit, damit Sie als Führungskraft frühzeitig die Reißleine ziehen können und intervenieren können.
- Damit Sie genügend Mut entwickeln, um in Konfliktsituationen handeln können.
- Und nicht zuletzt, damit Sie sich rechtzeitig Hilfe holen, damit Ihnen ein Konflikt nicht über den Kopf wächst. Das sind die Unterschiede. Was heißt das für die berufliche Praxis?
Kleiner Tipp
Üben Sie sich in der Wahrnehmung, quasi im Trockenschwimmen: Schauen Sie, welche Konflikte Sie erkennen, die mit win-win ausgegangen sind? Was hat dazu beigetragen?
Denksportaufgabe #9
Und hier die Denksportaufgabe für die kommenden vierzehn Tage. Für Sie als Teamleitung sind die spannenden Fragen:
Wie reagieren Sie Meinungsverschiedenheiten, laute Debatten u.ä., wann wird es Ihnen ungemütlich?
Schauen Sie sich selbst doch einmal über die Schulter – wie Sie reagieren und halten Sie Ihre Selbst-Beobachtungen fest.
Mehr zur Frage: Was geschieht, wenn Standpunkte sich verhärten? lesen Sie im nächsten Blogbeitrag. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem: interessante Selbst-Beobachtungen.
Mit konstruktiven Grüßen aus Wuppertal
Ihre Sabine Wengelski-Strock
Weitere Beiträge der Reihe:
- K wie Konflikt
- Warum lieben manche die Harmonie und andere das Kampfgetümmel?
- Wie frei sind wir eigentlich in Konfliktsituationen?
- Wissen Sie eigentlich, wofür Konflikte gut sind?
- In welchen Situationen geraten wir in Konflikt mit uns selbst?
- Wieso geraten wir immer wieder mit anderen Menschen aneinander?
- Um was geht es eigentlich im Konfliktfall?
- Was passiert in Konflikten auf dem Tisch und was passiert unter dem Tisch?