Warum lieben manche die Harmonie und andere das Kampfgetümmel?

Konflikte gehören zum Leben, wie weinen und lachen. Es gibt kein Leben ohne Konflikte. Wir sind geprägt durch unsere Biographie und Lebenserfahrung. Wie sind Ihre Selbstbeobachtungen ausgefallen? Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen. Heute Teil 2.

Das kennen Sie auch …

Eine völlig normale Situation, die Sie sicherlich auch kennen. Da gibt es einen Konflikt in Ihrem Team: Tim und Uwe sind als Kollegen absolut unterschiedlicher Ansicht, wie in diesem Fall vorzugehen ist. Die Auseinandersetzung wird lauter, energischer und heftiger. Da schaltet sich ein dritter Kollege, Georg, ein und will beschwichtigen …

Wieso schaltet sich der Kollege ein? Es ist für Georg schwer auszuhalten, dass die beiden Kollegen Tim und Uwe sich so „beharken“. Dabei sind die beiden Streithähne am Ende guter Dinge – weil sie Spaß an ihrem verbalen Ringkampf hatten.

Friedensengel bekommt Beulen

Georg kann die lautstarke Auseinandersetzung nicht gut ertragen. Er hat gelernt, sich schnell für andere verantwortlich zu fühlen. Georg beobachtet seine Umgebung gut und springt rasch in die Bresche, wenn Not am Mann ist. Das ist einerseits eine wirklich gute Eigenschaft, weil sie zu Hilfsbereitschaft und Unterstützung führt. Andererseits verliert Georg dann schnell sich selbst aus den Augen und ist mehr bei den anderen – und nicht mehr bei sich. Georg ist dann in den Köpfen der anderen.

Ich sage dann oft: „Gehen Sie raus aus dem Kopf des anderen, darin haben Sie nichts zu suchen.“ Oft geraten die Friedensengel nämlich dann selbst in das Kampfgetümmel. Dabei sind in dieser Konfliktsituation die beiden Kollegen Tim und Uwe doch Manns genug, ihre Auseinandersetzung zu führen und zu klären. Da ist es viel klüger und gesünder, bei sich zu bleiben und sich zu fragen, was ist denn meine Position in dieser Frage.

Bei Rauflust auch den Verbandskasten im Gepäck haben

Die Tim und Uwe hingegen haben gelernt, dass miteinander raufen Spaß machen, ja geradezu lustvoll sein kann. Für schwierige Verhandlungssituationen kann das super gut weiterhelfen, weil die Sache im Vordergrund stehen und um Lösungen gerungen werden kann, ohne vorschnell den Konflikt in eine Richtung auflösen zu wollen. Nachteilig ist dabei, dass Tim und Uwe manchmal nicht wahrnehmen, wem sie im Kampfgetümmel zu sehr auf den Fuß treten und dabei verletzen, ohne es zu merken.

Kleiner Tipp

In einer Streitsituationen im Team die Frage weiterhelfen: „Um was geht es hier denn jetzt?“

Das unterbricht die Situation und bringt die Rauflustigen zum Anhalten. Das ist besser als beschwichtigen, denn sonst hat am Ende oft der Friedensengel eine Beule und der Streit geht munter weiter. Oder die Rauflustigen verlieren die Sache aus den Augen und das vergeudet Zeit und Energie.

Denksportaufgabe #2

Und hier die Denksportaufgabe für die kommenden vierzehn Tage. Für Sie als Teamleitung sind die spannenden Fragen:

  • Wann schalte ich mich ein?
  • Wann muss ich mich einschalten?
  • Wann lasse ich durchaus noch eine Weile die Auseinandersetzung laufen?
  • Welche Konfliktunterbrechungs-Interventionen kenne ich noch?
  • Wie nützliche sind diese Interventionen?

Schauen Sie sich selbst doch einmal über die Schulter – wie Sie reagieren und halten Sie Ihre Selbst-Beobachtungen fest.

Mehr zur Frage, wie frei wir eigentlich in Konfliktsituationen sind, lesen Sie im nächsten Blogbeitrag. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem: Interessante Selbst-Beobachtungen.

Mit konstruktiven Grüßen aus Wuppertal
Ihre Sabine Wengelski-Strock

 

Weitere Beiträge der Reihe:

  1. K wie Konflikt