Der Chef – Rollentypen im Licht und Schatten

Sie werden sich sicher in einem der folgenden Typen wiederfinden. Ganz gleich, wo Sie sich am stärksten wiedererkennen: Jedes Ding hat zwei Seiten – sowohl was Licht- als auch was die Schattenseite betrifft. Wozu tendieren Sie?

Der Sandwich – ein klares jein!

Sandwich-Führungskräfte stehen buchstäblich dazwischen. Wie die Salami im Brötchen zwischen Salat, Ei und Mayonaise. Von allem etwas, aber nie greifbar. Für Sie ist es am schwierigsten, die eigene Rolle zu finden und sich zu positionieren.

Der Kumpel – das stemmen wir zusammen!

Der Kumpel ist mehr bei seinen Mitarbeitern anzutreffen als an seinem Schreibtisch. Oft kommt er aus dem Team. Auf jeden Fall steht seine Bürotür offen, so dass er stets zu sprechen ist. Als Kumpel hat man eben immer ein offenes Ohr für jeden.

Das geht zu Lasten der nötigen Chefentscheidungen. Es ist gut, viele Entscheidungen mit dem Team zu beraten. Aber treffen muss sie der Chef. Eine zu große Nähe zum Team ist dabei oft hinderlich. Denn das macht es schwer, unangenehme Entscheidungen vor dem Team zu vertreten und sich klar in der Führungsrolle zu positionieren.

Kumpel sind gleichwertig. Aber als Führungskraft sind Sie kein normales Teammitglied mehr. Sie tragen die Verantwortung, Sie müssen klar erkennen: „Was muss ich als Chef allein entscheiden und was ist gut, mit meinen Leuten zu besprechen?“

Es entlastet ein Team, wenn die Führungskraft die Verantwortung für Entscheidungen übernimmt, gerade bei schwierigen und unangenehmen Themen. Klar ist der Preis dabei, nicht mehr so nah bei den Teammitgliedern zu sein. Der Gewinn liegt in dem Stolz, wirklich als Führungskraft vom Team gesehen zu werden.

 

Der beste Fachmann – ich zeige wie es geht!

Bei dem „besten Fachmann“ steht die fachliche Arbeit im Vordergrund. Er hat das nötige Know-how und viel Erfahrung, so dass ihm keine Frage zu knifflig ist. Er hat immer ein offenes Ohr. Fachlich ist er auf der Höhe der Zeit, oft dem Team einen Schritt voraus und das Team kann sich hundertprozentig verlassen. Er ist das Vorbild.

Fachliche Entscheidungen zu treffen ist für den besten Fachmann leicht. Er kann sie auch immer gut begründen. Schwieriger wird es für den Experten als Chef, sich auf die Teamdynamik einzulassen, die Mitarbeiter zu sehen, die einzeln und in der Art der Zusammenarbeit auch Orientierung nötig haben. Sie brauchen die Führungskraft nicht nur wegen der Fachautorität sondern auch als Scharnier in der Zusammenarbeit. Das ist ein Wert an sich und lohnt gepflegt zu werden.

Die Herausforderung, fachlich immer die Nase vorn zu haben, spornt an, ist aber auch anstrengend und führt zu Stress. Etwas mehr Fokus ist wichtig: Als Chef müssen Führungs- und Steuerungsaufgaben eine höhere Priorität bekommen. Zudem entlastet es, wenn auch die Teammitglieder sich fachlich weiterentwickeln und ihre Expertise auch zeigen dürfen.

 

Der Ehrgeizige – ich schaffe das!

Für den Menschen, der seine Karriere klar vor Augen sieht, ist mittlere Führungskraft zu sein, ein wichtiger Schritt. Dafür strengt er sich sehr an. Er bildet sich fort und ist immer an zusätzlichen Aufgaben interessiert, um zu zeigen, dass er was drauf hat und sich für das Unternehmen, für die Aufgabe und das Team einsetzt.

Der Ehrgeizige hat beim Führen die Ziele vor Augen, zieht das Team mit und spornt es an. Die Bürotür ist geschlossen. Wer etwas besprechen möchte, trifft eine Verabredung – dann ist auch Zeit dafür.

Entscheidungen treffen fällt ihm leicht, er orientiert sich an den Anforderungen des Unternehmens. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Die Rolle „ich bin Führungskraft“ ist klar. Das hilft dabei, auch unpopuläre Entscheidungen zu vertreten und gibt jedem Team Orientierung.

Die Gefahr kann sein, dass die Leichtigkeit verlorengeht, die dazu beiträgt, dass die Arbeit Spaß macht. Teammitglieder wollen auch als Individuen wahrgenommen werden.

 

Der Chef wider Willen – ich muss ja, leider!

Oft werden Leute befördert, die fachlich sehr gut sind, oder für die einfach ein Aufstieg „ansteht“. Manchmal geht eine Führungskraft und jemand wird interimsweise eingesetzt.

Diesem Chef fällt es am schwersten, die Rolle als Führungskraft wirklich anzunehmen. Die Ambivalenz zwischen „zum Team gehören“ und „die Führungsmacht zu nehmen“ ist so groß und angetrieben von der eigenen Unsicherheit „Was darf ich denn als Chef überhaupt?“

Der Chef wider Willen sendet widersprüchliche Botschaften aus, zum Beispiel: „Ich habe ein offenes Ohr aber gerade gar keine Zeit.“

Sträubt sich jemand so gegen eine Führungsrolle, ist ihm nicht in die Wiege gelegt, Entscheidungen zu vertreten, vielleicht aus Sorge es sich dann mit allen zu verderben und selbst keine Rückendeckung zu bekommen. Dadurch wird er für sein Team wenig greifbar, was schwierig ist. Denn jedes Team braucht Orientierung und Klarheit, wo der Chef steht und wie die Vorgaben sind.

Die gute Nachricht: Sie können in die Führungsrolle reinwachsen, aber nur, wenn Sie sie annehmen. Chef-sein ist doch ganz schön und Macht an sich ist nichts Schlechtes!

 

Was draus machen!

Na, haben Sie sich irgendwo wiedererkannt? Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die gute Nachricht: Jeder kann aus dem Schatten an das Licht treten. Ein erster kleiner Schritt kann der Anfang sein.